Lies doch mal!

Lesen ist eine der wichtigsten Fähigkeiten, die Kinder in der Grundschule lernen sollen. Unsere digitalisierte Welt macht es dem analogen Buch allerdings nicht gerade einfach, Kinder und Jugendliche von sich zu überzeugen. Wischen und klicken, in Bruchteilen von Sekunden neue Impulse und Eindrücke bekommen, das ist oft einfach spannender. Der Alltag auch von noch relativ jungen Kindern ist digital – und das bringt besondere Herausforderungen mit sich. Die gute Nachrichten: Es gibt Strategien, Tipps und Tricks, wie du (deine) Kinder trotzdem davon überzeugen kannst, dass Bücherlesen einfach großartig ist.

Lesen ist einer der wichtigen Schlüssel zum Erfolg

Das weißt du, das weiß ich, das wissen die allermeisten Erwachsenen in unseren Breitengraden, die wir das Glück hatten, eine Schule besuchen zu dürfen und noch dazu zumindest zeitweise analog aufgewachsen sind: Lesen ist eine wichtige Fähigkeit, die dabei hilft, in der Schule erfolgreich zu sein. Vor allem ist es aber eine der grundlegenden Kompetenzen, die wie benötigen, um auch im Berufsleben oder im ganz normalen Alltag erfolgreich zu sein! Ein Kind, das gut lesen kann, hat es in vielen Lebensbereichen einfacher. Deshalb ist es vor allem in seinem eigenen Interesse, dass wir ihm schon in den ersten Lebensjahren den Spaß am Lesen vermitteln.

Digitale Herausforderungen

Der digitale Alltag stellt allerdings eine Herausforderung für die Leseförderung dar. Kinder sind heute schon sehr früh mit Smartphones, Tablets und anderen digitalen Geräten ausgestattat. Sie verbringen viel Zeit damit, digitale Medien zu nutzen und sind es gewohnt, Informationen schnell und unmittelbar zu erhalten. Smartphone, Tablet und co. bieten eine interaktive Erfahrung, denn die reinen Informationen, die „trockenen Texte“, werden durch die multimedialen Möglichkeiten ergänzt: Bilder lernen immer häufiger „laufen“ – Video ist die Inhaltsvermittlung, der Content, der Stunde. Schwer, dagegen anzugehen, wenn man ein Buch ist :-)

Wichtig ist aber, dass wir Eltern und Pädagog:innen dabei immer im Hinterkopf haben, welche negativen Auswirkungen der häufige Einsatz von digitalen Endgeräten haben kann. Die ständige Verfügbarkeit von Ablenkungen kann die Konzentration beeinträchtigen, die Aufmerksamkeitsspanne wird merklich kleiner. Vor dem Schlafengehen sollte das Smartphone oder Tablet besser ganz ausgeschaltet bleiben: Die Displays senden blaue Lichtemissionen aus, die den Schlafrhythmus beeinträchtigen können. Gemeinsam in einem Buch zu blättern und zu lesen – oder vorzulesen – hat gerade in dieser Situation eine ganz andere Wirkung. Ich hatte das Glück, dass meine Eltern meiner Schwester und mir abends gern und oft vorgelesen haben – diese Momente gehören zu meinem liebsten Kindheitserinnerungen.

Zum Glück – ein Buch. Oder zwei oder drei…

Lesen ist wichtig, lesen muss Spaß machen, sonst tun wir es einfach nicht. Oder immer seltener, das merken wir ja auch als Erwachsene. Doch was können wir nun konkret unternehmen, um die Lesefreude und die Neugier auf Gedrucktes und auf Bücher bei Kindern zu wecken? Eine Möglichkeit ist natürlich, den Kindern vorzuleben, wie viel Freude das Lesen von Büchern bereiten kann. Wir Erwachsenen sind nun mal die ersten und wichtigsten Vorbilder für unsere Kinder, zumindest, wenn sie noch klein sind. Diese prägende Lebensphase dürfen wir begleiten, und wir tun gut daran, uns erstens darüber bewusst zu sein – und zweitens die „Gunst der Stunde“ (in dem Fall glücklicherweise Jahre) zu nutzen, um den Kindern vorzuleben, dass Lesen Freude macht. Je häufiger wir selbst zum Buch greifen und die Kinder sehen können, dass Bücher selbstverständlich zum Alltag gehören und ihn bereichern, dass es Spaß macht, sich in Geschichten zu vertiefen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie selbst Lust aufs Lesen und auf Bücher in gedruckter Form bekommen.

Dass sie zumindest zu Anfang wenig Spaß an „schwerer Kost“ haben werden, ist selbstverständlich. Also heißt es, herauszufinden, was das Kind interessant findet – ganz individuell betrachtet. Die Bücherei um die Ecke hat viel zu bieten, oder natürlich auch der Buchladen. Wenn ihr Glück habt und das große A beim Bestellen von Büchern auszuklammern, gibt es sogar noch einen ganz analogen Buchladen bei euch im Ort. Lese- und Buch-Tauschnachmittage im Freundeskreis können übrigens auch großen Spaß machen! Und ist erst einmal ein Buch gefunden, dass eurem Kind gut gefällt, ist es zum Vorlesen und Selberlesen nur noch ein, zwei Schritte.

Digitales nicht verteufeln, sondern mit einbeziehen

Fakt ist aber natürlich: Digitale Endgeräte sind nicht mehr wegzudenken – und sie sind auch kein Teufelszeug, sondern können die tägliche Lesepraxis und das Lesenlernen sogar bereichern und voranbringen. Vorausgesetzt, sie werden gezielt und in festgelegten Zeitfenstern eingesetzt („Bildschirmzeit“, „Medienzeit“), die sich natürlich auch am Alter der Kinder und Jugendlichen orientieren. Es gibt inzwischen unzählige digitale Angebote wie beispielsweise interaktive E-Books oder Lern-Apps, die das Lesen fördern. Unten haben ich euch ein paar Links aufgelistet, unter denen ihr euch weiter informieren könnt. Solche digitalen Angebote können eine gute Ergänzung zu klassischen Büchern sein.

Ich selbst liebe Gedrucktes

Ich liebe gut gemachte Bücher, und ich finde es fundamental wichtig, dass unsere Kinder das „Kulturgut Buch“ als erhaltenswert, faszinierend und bereichernd erleben. Deshalb habe ich den himmelbau-Verlag überhaupt gegründet. Aber auch wir im himmelbau denken die digitale Ebene immer mit und binden Audios, DIY-Ideen, Basteltipps und anderes Bonusmaterial, das wir digital zur Verfügung stellen, über QR-Codes ins unsere Bücher, Kamishibai und Abenteuerboxen mit ein. Denn es ist unsere Aufgabe als Eltern und pädagogische Bezugspersonen, Kinder vom Lesenlernen zu überzeugen und zu begeistern; und wenn Digitales beim Sprung ins Analoge helfen kann, umso besser! Die Fähigkeit, gern und sicher lesen und schreiben zu können, begleitet uns ein Leben lang. Unabhängig von der späteren Berufswahl, unabhängig davon, ob wir als Erwachsene immer noch gern zum Buch greifen oder nicht. Deshalb ist es eine große, wichtige und vor allem sehr schöne Aufgabe, Kindern und Jugendlichen Freude am Lesen und am Lesenlernen zu vermitteln und den Spaß am Geschichten erleben und erfinden bei ihnen zu wecken.

Kurz und Knapp – die Übersicht:

 

  • Vorlesen: Das ist und bleibt eine der effektivsten Methoden, um Kinder zum Lesen zu motivieren. Eltern und pädagogische Fachkräfte können Kindern damit die Freude am Lesen zu vermitteln und sie für Geschichten begeistern.
  • Bücherauswahl: Kinder brauchen Bücher, die sie interessant, spannend, lustig oder inspirierend finden – am besten alles zusammen. Unsere Aufgabe als Eltern oder pädagogische Fachkräfte ist es, Kindern dabei zu helfen, Lektüre herauszusuchen, die sie wirklich gern lesen möchten.
  • Belohnungssystem: Nicht ganz unumstritten, aber geht wunderbar auch ohne, dass Geld oder andere materielle Werte im Spiel sind. Ein „Lese-Logbuch“ beispielsweise kann Kinder dazu motivieren, regelmäßiger zu lesen. Darin schreiben Kinder kurz auf, was sie gelesen haben. Für jede gelesene Seite gibt es zum Beispiel einen Aufkleber, einen Stempel oder ein Sternchen. Wenn ein bestimmtes, vorher festgelegtes Etappenziel erreicht ist, dann geht es zusammen in den Zoo, ins Kino oder auf Abenteuer-Tour durch den Wald. Das ist ohne Kosten verbunden und macht mindestens genauso viel Spaß.
  • Lesepatenschaften: Das kann Kinder sehr dabei unterstützen, ihre Lesefähigkeiten zu verbessern und sich für das Lesen zu begeistern. Ältere Schüler oder Erwachsene stellen sich als Lesepaten zur Verfügung und lesen Kindern regelmäßig vor oder entdecken gemeinsam mit ihnen Bücher.
  • Lesewettbewerbe: Zugegeben, das ist etwas für fortgeschrittene Leseratten: Bei Lesewettbewerben, „Battles“ oder „Slams“ für die Älteren, treten Kinder gegeneinander an und bekommen Preise für die meisten gelesenen Seiten oder Bücher – oder für den überzeugendsten Vortrag. Achtung: Bei Leseanfänger:innen kann ein solcher Wettbewerb frustrierend wirken und eher das Gegenteil hervorrufen. Also wirklich erst dann überlegen, so etwas zu veranstalten, wenn die Kinder und Jugendlichen schon länger Lesepraxis haben und sich gern einem Wettbewerb stellen wollen.

 

{Autorin: Daniela, 29. April 2023}

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